Anti-Mobbing-Woche: Donnerstag gegen Cybermobbing

Datum: 18.11.2021 | Lesezeit: 5 Minuten

Zu Beginn der Woche haben wir ein gemeinsames Verständnis von Mobbing erarbeitet. Mobbing findet aber nicht nur im realen Leben statt… So kennen rund 38 Prozent aller Jugendlichen eine Person im Bekanntenkreis, die bereits im Internet Mobbing erfahren hat! 11 Prozent der Jugendlichen sind selbst Betroffene von Cybermobbing.

Cybermobbing – Was ist das?

Genau wie beim Mobbing werden Personen gezielt beleidigt, belästigt und herabgesetzt. Im Gegensatz zum Mobbing auf dem Schulhof passiert Cybermobbing im digitalen Raum – beispielsweise in sozialen Netzwerken oder in Klassenchats. Cybermobbing unterscheidet sich von Mobbing auch dadurch, dass viele Menschen die geposteten Inhalte sehen, dass es rund um die Uhr stattfindet und vor allem, dass die Reaktion der Betroffenen nicht unmittelbar wahrgenommen wird. Außerdem sind sich Täter:innen dem Ausmaß ihrer Taten oft gar nicht bewusst.

Welche Formen von Cybermobbing gibt es und was steckt dahinter?

Die zahlreichen Formen von Cybermobbing werden meist nach der Art der Handlung kategorisiert. Es wird vor allem zwischen direkten und indirekten Formen unterschieden. Direkte Formen wie Cyberstalking, Cyberthreat, Flaming und Harassment zielen mit verbalen sowie körperlichen Attacken auf die Betroffenen selbst. Indirekte Formen wie Denigration, Exclusion, Impersination sowie Outing und Trickery zielen auf die Beziehungsebene der Betroffenen ab. Neben den gerade genannten acht Ausprägungen von Cybermobbing gibt es neuere Formen wie Happy Slapping oder Sextortion.

  • Cyberstalking ist eine fortwährende Belästigung und Verfolgung einer Person. Sobald sich diese in ihrer Sicherheit bedroht und hilflos fühlt, geht das Cyberstalking ins Harassment über.
  • Bei der virtuellen Androhung von körperlicher Gewalt, welche verletzend oder sogar tödlich enden kann, handelt es sich um einen Cyberthreat.
  • Bei der Denigration werden Gerüchte in Form von Nachrichten sowie Bildmaterialien im Internet verbreitet, um somit das Ansehen der Betroffenen zu schädigen und Beziehungen zu zerstören.
  • Kurz gesagt bedeutet Exclusion sozialer Ausschluss und Ausgrenzung.
  • Flaming steht für ein gegenseitiges Beleidigen und Beschimpfen mittels feindseliger Bemerkungen, einer vulgären Ausdrucksweise und manchmal auch Drohungen in überwiegend öffentlichen Räumen (z.B. Chats oder Online-Spiele). Finden solche Beleidigungen einseitig – also von Täter:innen zu Betroffenen – statt, wird nochmal das Schikanieren unterschieden.
  • Wird die Misshandlung und Demütigung von Betroffenen gefilmt und das entwürdigende Bildmaterialweiterverbreitet sowie online veröffentlicht, handelt es sich um das noch recht junge Phänomen Happy Slapping. In diesem Fall zeigt sich sogar ein Zusammenspiel zwischen Mobbing und Cybermobbing.
  • Harassment als Belästigung findet durch das Senden von angreifenden Nachrichten über verschiedene, insbesondere private, Kommunikationskanäle statt.
  • Unter Impersination wird das Auftreten unter falschem Namen verstanden, unter dem Täter:innen im Namen der Betroffenen boshafte Nachrichten verschicken oder unangebrachte Beiträge posten, um somit beispielsweise Beziehungen zu sabotieren. Zusätzlich fällt das Erstellen von Fake-Accounts in sozialen Medien ebenfalls unter diese Form von Cybermobbing. Täter:innen nehmen dabei oft die Identität von Betroffenen an, um andere Nutzer:innen zu täuschen. Achtung Catfishing! Dieses meint Hochstapelei im Netz, bei der zumeist auf Dating-Websites Fake-Profile erstellt werden, um mit Personen in Kontakt zu treten. Die häufigsten Motive sind Betrug, Mobbing, Langweile, Schüchternheit oder Stalking.
  • Bloßstellung und Betrügerei beziehungsweise Outing und Trickery ist das Weiterverbreiten oder unbefugtes Veröffentlichen vertraulicher, intimer oder auch peinlicher Nachrichten, Fotos oder Videos.
  • In erster Linie beschreibt Sexting die freiwillige freizügige Kommunikation via Bild oder Video mittels elektronischer Medien. Erotische Kommunikation über Textnachrichten wird Dirty Talk genannt. Sexting kann dann zum Problem werden, wenn eine Person ein Bild ohne Einverständnis weiterleitet und verbreitet. Hierbei handelt es sich um eine Straftat. Vom Sexting ist ebenfalls das Sextortion zu unterscheiden. Dahinter verbirgt sich, dass eine Person zur Erstellung anzüglicher Fotos oder Videos gedrängt wird. Oft drohen und erpressen Täter:innen damit diese Aufnahmen im Nachhinein auf Plattformen hochzuladen. Die Vorbereitung einer solchen Straftat bei minderjährigen Kindern und Jugendlichen ist unter dem Begriff Cybergrooming bekannt.

Cybermobbing und Hate Speech

In der pädagogischen Arbeit sind die Übergänge von Cybermobbing und Hassrede fließend! Es handelt sich bei beiden um ein hasserfülltes und aggressives Verhalten im Netz, das andere Personen zielgerichtet schädigen soll. Bei Hate Speech handelt es sich, anders als beim Cybermobbing, um den Hass gegen eine Gruppe – beispielsweise gegen Menschen jüdischen Glaubens. Hinter Hate Speech steht also meistens ein Ismus – wie zum Beispiel Antisemitismus.


Quellen

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (2020): JIM-Studie 2020 – Jugend, Information, Medien. Online einsehbar unter: https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2020/JIM-Studie-2020_Web_final.pdf (letzter Zugriff: 09.11.21)

Kern, Sabrina (2014): Cyber-Mobbing. Mobbing unter Digital Natives – Formen und Folgen von sozialer Aggression im Internet. Hamburg: Diplomica Verlag.

Pfetsch, Jan (2015): Studie „Bystander von Cyber-Mobbing“. Online einsehbar unter: https://www.paedpsy.tu-berlin.de/fileadmin/fg236/Fotos_MitarbeiterInnen/Jan_Pfetsch/Pfetsch_Kurzbericht_Studie_Bystander_von_Cyber-Mobbing.pdf (letzter Zugriff: 09.11.21)

Willard, Nancy. (2007): cyberbullying and cyberthreats: responding to the challenge of online social aggression, threats, and distress. Champaign, Illinois: Research Press.

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